* 5.5.1897 Heidelberg

† 1958 in Kanada

Heinz Landes wurde am 5. Mai 1897 in Heidelberg als Sohn eines Eisenbahnsekretärs geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und eines Privatgymnasiums ging er direkt von 1914 bis 1918 als Freiwilliger in den I. Weltkrieg. Er studierte von 1920 bis 1928 in Heidelberg und Berlin Geisteswissenschaften, Sport und Tanz und promovierte in Würzburg mit dem Thema „Das Tänzerische als zentrales Formprinzip des Barock“ zum Dr. phil. Er lebte später in Berlin-Charlottenburg unter den Künstlernamen Henri Michel de Landes und Dr. Heinz v. Landes-Larass und war als Tänzer und Choreograph, Dramaturg und Filmschauspieler tätig. Er blieb ledig.

Homosexuelle Kontakte hatte er bereits in der Schule, dann auch als Soldat und später ebenso. 1935 hatte er im Tiergarten in Berlin Kontakt zu einem Strichjungen, der ihn daraufhin erpresste. Bei Ermittlungen gegen den Strichjungen wurde dann auch sein Name der Gestapo bekannt.

Vom 22. Mai bis zum 2. September 1936 nahm die Gestapo den 39-Jährigen in „Schutzhaft“ sowohl im KZ Columbiahaus in Berlin als auch im KZ Lichtenburg in Prettin in Sachsen-Anhalt. Danach nahm man ihn in Untersuchungshaft im Gefängnis Berlin-Tegel. Am 10. Oktober 1936 hatte er seine Hauptverhandlung vor dem Schöffengericht 603 in Berlin. Das Gericht verurteilte ihn wegen Vergehens nach § 175 StGB zu einem Jahr Gefängnis unter Anrechnung der Untersuchungshaft auf die Strafhaft. Man transportierte ihn wieder in das Gefängnis Berlin Tegel und entließ ihn dort am 20. Februar 1937 aus der Haft.

Nach seiner Entlassung ermittelte die Gestapo weitere homosexuelle Kontakte von ihm. Daraufhin hielt er es für besser, nach England zu emigrieren. Dort internierte man ihn während des II. Weltkrieges als Angehöriger eines feindlichen Staates auf der Isle of Man. Er lernte seinen kanadischen Freund, den Pianisten und Musiklehrer Gordon McLean kennen. Sie gingen in den 1950er Jahren nach Kanada, wo Heinz Landes Ende 1958 im Alter von 61 Jahren an einem Krebsleiden verstarb.

(Klaus Sator, Heinz Landes, in: Bernd-Ulrich Hergemöller (Hrsg.), Mann für Mann, Biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannmännlicher Sexualität im deutschen Sprachraum, Berlin 2010, S. 718f. Ich danke Andreas Pretzel, Berlin, für die Informationen aus dem Landesarchiv Berlin. Ich danke Andreas Sternweiler, Berlin, für die Informationen. Karteikarte im Hauptregister des Internationalen Suchdienstes in Bad Arolsen, Dokument 30080287#1. Ich danke dem Historiker Christian-Alexander Wäldner, Weetzen, für die Information.)

© Text und Recherche Rainer Hoffschildt


pin3d428b  Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Heidelberg, allgemein


Täterorte:
Gestapo Berlin
KZ Columbiahaus
KZ Lichtenburg
Gefängnis Berlin-Tegel
Schöffengericht Berlin