* 13.10.1915 Essen

Heinz Helmut Pappert wurde am 13. Oktober 1915 in Essen geboren und katholisch getauft. Der ledige gelernte Gärtner aus Essen-West war zuletzt Soldat in Magdeburg.

Er war hauptamtlicher HJ-Führer, wurde aber als 19-Jähriger 1937 aus der HJ ausgeschlossen. Danach nahm er am spanischen Bürgerkrieg teil, aber nicht bei der NS-Legion Kondor, sondern auf der nationalspanischen Seite. Er wurde in Spanien verhaftet, nach Deutschland abgeschoben und dort vom Sondergericht Mannheim zu zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Davon verbüßte er aber nur ein halbes Jahr; der Rest wurde bis Kriegsende ausgesetzt. Er wurde dann Soldat in der 1. Panzer-Nachrichten-Ausbildungs-Abteilung in Magdeburg. In Magdeburg betätigte er sich auch schriftstellerisch. Ende 1942 oder Anfang 1943 verhaftete man ihn. Er hatte homosexuelle Handlungen mit Jugendlichen gehabt. Im Januar 1943 untersuchte man ihn in der Kriminalbiologischen Sammelstelle in Freiburg im Breisgau wegen seiner Veranlagung.

Am 25. Mai 1943 verurteilte ihn das Feldkriegsgericht der Division Nr. 471, Zweigstelle Magdeburg, wegen versuchter und vollendeter „Sittlichkeitsverbrechen“ nach § 175a Ziffer 3 zu drei Jahren Zuchthaus. Außerdem stufte ihn das Gericht als „Kriegstäter“ ein. Diese Täter verwahrte man zwar weiterhin in Haft, ihre eigentliche Strafe sollten sie aber erst nach Kriegsende verbüßen. Die Haft sollte unter erschwerten Bedingungen erfolgen, z.B. in den Emslandlagern. Dies sollte Straftäter davor abschrecken, sich durch eine Straftat dem gefährlichen Dienst an der Front zu entziehen. Für die Straftäter wurde die Haft dadurch unabsehbar lang. Mit diesem Urteil war er aus der Wehrmacht ausgestoßen.

Zur weiteren Strafverbüßung transportierte man ihn aus der Strafanstalt Magdeburg zur Schwerstarbeit im Moor in das Strafgefangenenlager Esterwegen im Emsland. Er beteiligte sich an einer Gefangenenmeuterei und wurde deshalb in Magdeburg zu einer zusätzlichen Zuchthausstrafe verurteilt. Im Juli 1943 und im November 1943 unternahm er Fluchtversuche und wurde mit je vier Wochen Dunkelarrest bestraft. Er flüchtete im Januar 1944 erneut, wurde wieder eingefangen und wieder mit vier Wochen Dunkelarrest bestraft. Am 18. Februar 1944 befand er sich im Gewahrsam des Gerichtes der Division Nr. 465 in Stuttgart und sollte in das Zuchthaus Coswig überführt werden. Sein weiteres Schicksal ist nicht bekannt.

(Akte: Niedersächsisches Landesarchiv, Staatsarchiv Osnabrück Rep. 947 Lin II Nr. 5210. Ich danke dem Historiker Christian-Alexander Wäldner, Weetzen, für zusätzliche Informationen. Karteikarten im Hauptregister des Internationalen Suchdienstes in Bad Arolsen. Archiv der Gedenkstätte Yad Vashem, Jerusalem, Microfilm Project of Yad Vashem, Dokumente des International Tracing Service (ITS), Bad Arolsen.)

© Text und Recherche: Rainer Hoffschildt


pin3d428b  Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Stuttgart, allgemein


Täterorte in Baden-Württemberg:
Kriminalbiologische Sammelstelle in Freiburg
Gewahrsam des Gerichtes der Division Nr. 465 in Stuttgart

Weitere Täterorte:
Feldkriegsgericht der Division Nr. 471
Zweigstelle Magdeburg, Strafanstalt Magdeburg
Strafgefangenenlager Esterwegen