* 18.8.1909 Mannheim

† 1973

Pfarrer Gerhard Karl Otto Richard Hammer wurde am 18. August 1909 in Mannheim geboren. Er besuchte das Gymnasium und studierte in Bethel und Heidelberg evangelische Theologie. 1930 wurde er Mitglied im Nationalsozialistischen Studentenbund, 1933 Mitglied der SA; er besaß einen Führerausweis der HJ und war bis 1935 Mitglied der Deutschen Christen. Sein Antrag auf Mitgliedschaft in der NSDAP wurde aber abgelehnt. 1935 wurde er in Heidelberg zum Pfarrer ordiniert. Nach dem Studium war er Vikar in einer Gemeinde in Nordbaden. 1937 schwebte gegen H. ein Verfahren wegen Vergehens nach § 175, das jedoch mangels hinreichenden Beweises eingestellt wurde. Dann wurde er als Vikar in eine Gemeinde am Bodensee versetzt. Vom Landgericht Konstanz wurde er am 15. Mai 1941 wegen fortgesetzten Verbrechens nach § 175 zu einer Strafe von 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt. Schon vor dem Prozess wurde er vom Oberkirchenrat Karlsruhe seines Dienstes enthoben. Er verbüßte seine Strafe im Zuchthaus Zweibrücken. Nach seiner Entlassung 1942 arbeitete er im kaufmännischen Bereich. Er versuchte gleich, die Wiedererlangung der Wehrwürdigkeit zu erreichen; sein Antrag wurde aber abgelehnt. 1944 bekam er sie dann doch wieder zum Zwecke des Fronteinsatzes und diente als Soldat. Nach dem Krieg war er im kirchlichen Dienst in Schlesien. 1946 heiratete er. Ab 1947 war er Pfarrer in Württemberg wo er weiterhin im kirchlichen Dienst blieb. Er starb 1973.

*Unter den evangelischen Christen gab es Befürworter und Gegner des Nationalsozialismus. Die Befürworter nannten sich „Deutsche Christen“. Ihre Wurzeln hatten sie in der Zeit des Kaiserreichs und der Weimarer Republik in Gruppen, die sich mit völkischen, national-konservativen und rassistischen Gedanken beschäftigten. Die Deutschen Christen wurden als innerkirchliche „Partei“ 1932 gegründet. Bei der Machtübernahme Hitlers im Januar 1933 gab es in vielen Kirchen Dankgottesdienste. Nazifahnen schmückten die Kirchen und die Pfarrer leisteten im Talar den Hitlergruß. Am 14. Juli 1933 setzte Hitler eine neue von den Landeskirchenführern vorgeschlagene Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche in Kraft. Am 23. Juli 1933 gab es Kirchenwahlen. Im ganzen Reich gewannen die „Deutschen Christen“ ca. 2/3 der Stimmen. Sie übernahmen in einigen Landeskirchen die Leitung. Ihre Ziele waren die Gleichschaltung der Kirche und die Übernahme des Arierparagrafen in die Kirchenverfassung. Sie wollten den Ausschluss von Christen jüdischer Abstammung, die Abkehr vom Alten Testament und die Reinigung des Neuen Testamentes von jüdischen Einflüssen durchsetzen. Jesus wurde zum Arier erklärt. Der Höhepunkt dieser Bewegung wurde 1933 erreicht, als sie eine Million Mitglieder hatte. Bald aber merkten viele Menschen, was die „Deutschen Christen“ erreichen wollten und ihre Einheit zerbrach. Als Flügelkämpfe ausbrachen und Gruppen sich abspalteten, schwand allmählich der Einfluss dieser Gruppe. Nach 1945 hatten die „Deutschen Christen“ keine Bedeutung mehr.
(StAF Bestand D 81/1, Nr. 636, Prozessakte; Archiv der Evangelischen Landeskirche Württemberg.)

© Text und Recherche: William Schaefer


pin3d428b  Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Konstanz, allgemein


Täterorte in Baden-Württemberg:
Landgericht Konstanz
Oberkirchenrat Karlsruhe

Weiterer Täterort:
Zuchthaus Zweibrücken