* 22.10.1885 Eichstetten am Kaiserstuhl

† 1956 Eichstetten am Kaiserstuhl

Der Schneider Albert Gross wurde am 22. Oktober 1885 in einer Gemeinde am Kaiserstuhl geboren. Er war evangelisch, verheiratet und hatte 2 Kinder. Am 13. Mai 1937 wurde er vom Landgericht Freiburg wegen „widernatürlicher Unzucht“ zu 3 Jahren Gefängnis, 3 Jahren Ehrverlust verurteilt. Am gleichen Tag wurden 5 weitere Männer aus der gleichen Gemeinde wegen homosexueller Handlungen verurteilt, unter anderen der Stiefsohn von Albert Gross, Wilhelm M. M. erhielt 4 Monate Gefängnis, die er im Jugendgefängnis Heilbronn verbüßte. M. leistete anschließend Wehrdienst und fiel 1942 als Soldat. Die anderen 4 Männer erhielten Gefängnisstrafen. Albert Gross kam am 17. April 1940, vermutlich nach Verbüßung seiner Gefängnisstrafe, ins Konzentrationslager Dachau, wo er als „Schutzhäftling homosexuell“ geführt wurde. Am 16. August 1940 wurde er ins Konzentrationslager Mauthausen überführt, wo er im Außenlager Gusen eingesetzt wurde. Er überlebte aber Krieg und KZ, denn Akten belegen, dass er 1949 wieder in seiner Heimatgemeinde lebte. Er starb dort 1956.

Von ihm existiert eine Personenbeschreibung aus dem Lager Gusen: Größe 160 cm, Gestalt mittelst., Gesicht oval, Augen blau, Nase und Mund normal, Ohren anliegend, 6 Zähne fehlen, Haare grau, Operationsnarbe am Leib nach Gallensteinen.

(StAF, Bestand A 40/4, Nr. 39, Prozessakte; ebd., Bestand F 176/19, Nr. 9500, Register für Hauptverfahren 1935-1948, Abt. 2; Archiv der Gedenkstätte Dachau; StAF, Bestand E 259/1, Nachlassakte für den Geburtsort von G. aus dem Jahr 1949. Er beerbte seine verstorbene Ehefrau; Standesamt seiner Heimatgemeinde; Internationaler Suchdienst, Bad Arolsen.)

© Text und Recherche: William Schaefer


gross
Eine Häftlings-Personal-Karte aus dem KZ Außenlager Gusen belegt, dass Gross durch die „Stapo Karlsruhe“ mit dem Grund „Homosexuell“ in das KZ eingewiesen wurde. Als eine Vorstrafe ist der § 175 und als Häftlings-Nr. 7530 erwähnt (siehe 1.1.26.3 / Doc-ID 1474399, ITS Digital Archive / Bad Arolsen – Anm. Biggel / Bogen).


pin3d428b  Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Eichstetten am Kaiserstuhl, allgemein


Täterorte in Baden-Württemberg:
Landgericht Freiburg
Jugendgefängnis Heilbronn
KZ einweisende Dienststelle: „Stapo Karlsruhe“

Weitere Täterorte:
KZ Dachau
KZ Mauthausen
Außenlager Gußen