* 27.3.1878 Berlin

† 26.4.1942 im Lager Isbica

bildende Künstlerin

Käthe Loewenthal entstammte einem weltoffenen liberalen jüdischen Elternhaus. Als Zwölfjährige konvertierte Loewenthal zum Christentum. Ihr Vater, Augenarzt und Hygieniker, war international anerkannt und lehrte an verschiedenen Universitäten in der Schweiz, in Paris, in Argentinien und in Berlin. Die Familie folgte ihm. In Bern kam Loewenthal in Kontakt mit Ferdinand Hodler, der später – 1895 / 1897 – ihr erster Kunstlehrer werden sollte. Die nächsten Stationen ihrer künstlerischen Laufbahn waren Berlin – sie studierte hier bei Leo von König – und München, wo sie Unterricht bei Adolf Hölzel nahm.

b109
Selbstporträt Käthe Loewenthal
(Bildquelle: Stadtarchiv Stuttgart FM228-1-1StadtAStgt)

Wohl 1902 lernte Käthe Loewenthal während einer Italienreise ihre (vermutlich) spätere Lebensgefährtin Erna Raabe kennen. 1909 folgt sie Raabe nach Stuttgart. Sie studierte zunächst an der Königlich Württembergischen Kunstschule weiter bei Hölzel, der mittlerweile in Stuttgart eine Professur inne hatte und hier eine “Damenklasse” gründete. Loewenthal war Mitglied des Stuttgarter Malerinnenvereins, des Stuttgarter Kunstvereins und der Stuttgarter Sezession.

Bis 1934 konnte sie in einem Atelier arbeiten, das ihr die Stadt Stuttgart zur Verfügung stellte. Sie erstellte viele Porträts bekannter Stuttgarter Persönlichkeiten und konnte so ihren Lebensunterhalt bestreiten.

1934 wurde sie aus rassistischen Gründen aus den Vereinen ausgeschlossen, die Nutzung des städtischen Ateliers wurde ihr entzogen. Damit wurde ihr die Lebensgrundlage entzogen. 1935 konnte sie in die Schweiz ausreisen. Auf Drängen der schwerkranken Freundin Erna Raabe kehrte sie allerdings wieder nach Deutschland zurück, um diese bis zu deren Tod 1938 zu pflegen. 1942 musste sie in das als Sammellager umfunktionierte Altenheim in Weißenstein bei Göppingen umziehen. Von dort wurde sie über die Zwischenstation Stuttgart am 26. April 1942 nach Izbica deportiert. Hier verliert sich ihre Spur. Als Todesdatum wird der Tag ihrer Deportation angegeben.

Die Art der Beziehung zwischen Loewenthal und Raabe ist nicht abschließend geklärt.  Sie wurde verfolgt aus rassistischen Gründen, nicht wegen ihrer sexuellen Orientierung. (1)

(1) Vgl. Maja Riepl-Schmidt, Käthe Loewenthal – Malerei als ein Ort für Liebe, Glaube und Hoffnung. In: Harald Stingele / Die Anstifter (Hrsg.), Stuttgarter Stolpersteine, Filderstadt 2006, S. 166 – 171.

© Text und Recherche: Claudia Weinschenk

Foto rechts: Stolperstein zu ihrem Gedenken in der Stuttgarter Ameisenbergstraße 32. Zum Gedenken am 27. Januar 2024 bitte hier klicken.

„Und ich sage Dir, Liebling, wie auch ich es mir sage für mich und meine Lebenskargheit – Du hast Dir Dein Leben und dessen Fließen z. T. selbst so gestaltet, es so haben wollen, wie es wurde; also stehe nun auch zu ihm und seinen Konsequenzen“.
(Aus einem Brief von Käthe Loewenthal an ihre Freundin Erna Raabe vom 27. Februar 1928)

Auf der Webseite des Vereins „Lebenswerk Käthe Loewenthal e.V.“ heißt es: „In Verbindung mit den erhaltenen Briefen an ihre Freundin Erna Raabe lassen diese Fragmente die Hypothese zu, dass beide Frauen in einer intensiven Liebesbeziehung miteinander verbunden waren.“

„In ihrer von 1902 andauernden Freundschaft mit Erna Raabe fand sie die Bestätigung ihres eigenen Wesens. Von 1920 bis zu Erna Raabes Tod 1938 ist die Freundin ihre ‚Familie’“
(Dr. Mascha Riepl-Schmidt über Käthe Loewenthal auf der Webseite der Stuttgarter Stolpersteinintiative)

Im Beitrag „Stuttgarter Künstlerin Käthe Loewenthal: Vorletzte Station Judenhaus in Kaltental“ (Stgt. Ztg. vom 13.02.2023) schreibt der Autor Armin Friedl unter der Zwischenüberschrift: „Die Geliebte hat sie bis in den Tod begleitet“: „Käthe Loewenthal muss eine sehr selbstbewusste und begeisterungsfähige Frau gewesen sein, davon zeugen die eingangs zitierten Gedichtzeilen. Auch deshalb, weil diese Person, die ihr so viel Erfüllung gegeben hat, eine andere Frau war – Erna Raabe. Loewenthal hat ihre todkranke Geliebte bis zu deren Ende begleitet, und ist deshalb aus ihrem Schweizer Exil zurück nach Stuttgart ins Nazi-Deutschland gezogen, konnte dann selbst aber nicht mehr entkommen in ein sicheres Land.“

Im Begleittext zum Youtube-Film: „Verwehte Spuren – Schicksal der Malerin Käthe Loewenthal (1996)“ heißt es: „Bern, München, Paris, Stuttgart sind ihre Lebensstationen. Sie engagiert sich in der „Frauensache“ und lebt seit 1913 mit ihrer Gefährtin Erna Raabe zusammen. (…) 1942 wird Käthe Loewenthal von Stuttgart nach Lubin deportiert und dort ermordet.“

Am 3. November 2023 haben wir vom Projekt Der-Liebe-wegen eine Email von Radoslaw Rysak erhalten, indem er uns das Foto von Käthe Löwenthal zusandte und Folgendes dazu schrieb: „An Allerheiligen besuchte ich Friedhöfe. Meine Familie stammt aus Tarnogóra, einem Dorf neben Izbica. Ich besuchte auch den jüdischen Friedhof, auf dem während der Operation Reinhard Tausende Juden ermordet und begraben wurden. Dort platzierte jemand auch große Fotos mehrerer ermordeter Juden, darunter das Foto von Käthe Löwenthal.“

STOLPERKUNST FÜR KÄTHE LOEWENTHAL:

FAMILIENABEND – HÖRSTÜCK ZU KÄTHE LÖWENTHAL


pin3d428b  Der Pin auf der Gedenkkarte zeigt Stuttgart, Ameisenbergstraße 32